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Sieht so aus, als könnte Age of Empires 2 kaum definitiver werden als in der Definitive Edition

War das im Original? Nein, war es nicht!

Ach, was war ich 2013 von der HD Edition von Age of Empires 2 enttäuscht. Auf hohem Niveau wohlgemerkt. Das lag nicht am eigentlichen Spiel, denn im Kern machte Teil zwei der Reihe spielerisch ebenso viel Spaß wie seinerzeit das Original. Ich hatte mir von der HD Edition einfach mehr versprochen. Ein Versprechen, das Microsoft jetzt mit der anstehenden Definitive Edition einzulösen scheint.

Davon überzeugte ich mich auf der gamescom aus erster Hand. Zum einen beim Anspielen am Microsoft-Stand und zum anderen in einem Gespräch mit den Entwicklern. Dazu zählt Adam Isgreen ein Genre-bekannter Entwickler. Von 1996 bis 2003 arbeitete er an Command & Conquer, später bei Petroglyph an Star Wars: Empire at War und heute möchte er in Microsofts neuem, Age-of-Empires-fokussiertem Studio dafür sorgen, dass die Reihe zu altem Glanz zurückfindet.

Das geschieht unter anderem durch Neuauflagen der älteren Titel. Die Definitive Edition von Teil eins gibt es seit einer Weile, die überarbeitete Fassung von Age of Empires 2 folgt im November.

Cover image for YouTube videoAge of Empires 2 Definitive Edition - Gameplay Trailer

Und verspricht dabei ein enorm umfangreiches Paket mit allen Inhalten aus dem Basisspiel und dem Add-on. Hinzu kommen neue Kampagnen und Zivilisationen, von Letzteren gibt es 35 Stück. Kurz: So viel Inhalt, dass ihr den Entwicklern zufolge knapp 200 Stunden beschäftigt seid. Die Frage ist vielmehr, woher ich die Zeit dafür nehme?

Die Definitive Edition von Age of Empires 1 war eine nette Sache, aber dem ersten Blick zufolge legt Teil zwei in seiner definitiven Edition eine ganze Schippe drauf. Die Wurzeln der Engine reichen bis zum Original zurück, allerdings haben die Entwickler zahlreiche Anpassungen und Verbesserungen vorgenommen.

Das Trügerische daran: Blickt ihr auf den Bildschirm, denkt ihr sofort "Ja, das ist Age of Empires 2." Heißt zum einen, dass die Entwickler keine großen, unnötigen Experimente wagten. Age 2 sieht aus wie Age 2, versprüht denselben Charme wie früher. Wie hübsch das heute im Detail aussieht, seht ihr vor allem dann, wenn ihr beide Versionen gegenüberstellt. Die Definitive Edition von Age 2 unterstützt Auflösungen bis hin zu 4K, ihr zoomt rein und raus, um die liebevollen Details anzugucken oder einen besseren Überblick zu haben.

Ihr könnt jetzt richtig weit rauszoomen.

Schick sind obendrein die Effekte, angefangen beim verbesserten Feuer, das im Original aus nicht mehr als ein paar Pixeln bestand. "Wir wollten das Zerstören ebenso zufriedenstellend machen wie das Aufbauen", sagt Isgreen. Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Zerlegt ihr zum Beispiel mit ein paar Bliden eine Festung, zerfällt diese in unzählige kleine Steine. Und Isgreen hat Recht damit, dass das ein enorm befriedigendes Gefühl hinterlässt.

Überhaupt gibt es viele Detailänderungen. Am linken, oberen Bildschirmrand seht ihr zum Beispiel, welche Einheiten eure Gebäude aktuell produzieren. Beim Anspielen fiel mir das morgens nicht direkt ins Auge, erst beim späteren Termin wiesen mich die Entwickler darauf hin. Sinnvoll sind weiterhin andere Details, wie die Möglichkeit, dass sich Farmen so einstellen lassen, dass das Spiel sie automatisch erneuert, nachdem eure Bewohner sie abgeerntet haben. Und zieht ihr den Kasten zur Auswahl einer Gruppe von Einheiten über den Bildschirm, wählt das Spiel automatisch nicht mehr als die militärischen Truppen aus. Auch dann nicht, wenn zwischendrin Zivilisten stehen oder ihrer Arbeit nachgehen.

Es geht hier zum einen darum, sinnvolle spielerische Neuerungen zu implementieren. Zum anderen darum, "das zu bewahren, was an Age 2 toll war", erzählt Isgreen. "Wir haben einige Sachen, bei denen sich die Leute vielleicht am Kopf kratzen und denken: 'Moment Mal, war das nicht schon im Spiel drin?' Nein, war es nicht!"

Unter anderem wurde die schummelnde Multiplayer-KI überarbeitet.

Wer das Original gespielt hat, weiß zum Beispiel, dass die KI nicht die cleverste war und Cheats nutzte. Das haben die Macher für die Definitive Edition ebenso geändert und die KI verbessert. Wie sehr? Sie sagen, dass eine KI aus der Definitive Edition gegen sieben KIs aus dem Original gewinnt - und das, obwohl diese schummeln.

Der Clou an all dem: Ihr habt die Wahl, die Neuerungen in der Definitive Edition zu nutzen oder nicht. Keine Lust auf das neue Menü? Nutzt das Alte. Ihr möchtet mit der alten Einheitenauswahl spielen? Kein Problem. Euch steht der Sinn danach, euch im Skirmish mit der schummelnden KI des Originals herumzuschlagen? Dann macht das. Die Definitive Edition von Age 2 ist in einem hohen Maße anpassbar, was bis hin zu den Mods reicht. Die hosten die Macher künftig auf der offiziellen Webseite, wodurch sie sie auf Steam und im Microsoft Store nutzbar sind. Und natürlich treten Spieler beider Versionen im Multiplayer gegeneinander an.

"Wenn du noch eine 20 Jahre alte Diskette mit einem Spielstand von Age of Empires 2 hast, ist dieser kompatibel", versichert Isgreen. "Einer der Gründe dafür, warum Age 2 so lange lebte, waren die Fans, die es durch Mods und Balance-Patches so lange unterstützten. Wir haben diese Denkweise für diese Version übernommen. Wir möchten wirklich die beste Version von Age of Empires 2 machen."

In Sachen Inhalt bekommt ihr hier jede Menge geboten.

Das alles sei Teil der Kultur von Microsofts Age-of-Empires-Studio. "Wir nehmen das alles sehr ernst", verspricht er. Das Team sei nah bei den Fans und höre auf sie. Dafür spricht, dass mit Forgotten Empires ein früheres Modding-Team an der Definitive Edition arbeitet.

Nach Age 2 geht es direkt mit dem dritten Teil weiter, an dessen Definitive Edition die Entwickler derzeit ebenso arbeiten. "Es kommt gut voran", sagt Isgreen dazu. "Stell dir das Wasser aus einem Spiel wie Sea of Thieves in einem Echtzeitstrategiespiel vor." Wie bei Age 2 basiert die Engine der Definitive Edition von Teil drei auf dem Original, die Macher passen das Grundgerüst stark an und beheben gleichzeitig Probleme. Isgreen nennt als Beispiel die Art, wie das Spiel damals Klippen renderte. Sie seien schwer erkennbar gewesen, was sich jetzt ändere.

"Jedes Spiel bringt seine eigenen Herausforderungen mit sich", sagt er. Ob nächstes Jahr mit der Definitive Edition von Teil drei zu rechnen ist, könne er noch nicht bestätigen. Indes arbeitet Relic fleißig an Age of Empires 4. Von dessen Backend-System für den Multiplayer - Anti-Cheat-Tools, Modding und Matchmaking - profitieren ebenso die alten Spiele, die die Relic-Technologie im Hintergrund einsetzen.

Immer schön in Formation bleiben.

Apropos Age of Empires 4. Das Ziel war, entweder auf der gamescom oder auf Microsofts X019-Event darüber zu sprechen. Und da in Köln im öffentlichen Bereich und hinter verschlossenen Türen nichts dazu zu sehen war, könnt ihr euch denken, was das heißt. Die X019 findet vom 14. bis 16. November in London statt.

Bis jetzt bin ich von dem, was ich von der Definitive Edition von Age of Empires 2 gespielt und gehört habe, sehr angetan. Es erweckt den Eindruck, als träfen die Entwickler damit den Nagel auf den Kopf. Ihr bekommt sie obendrein zu einem fairen Preis von 20 Euro - Besitzer der HD Edition sparen 25 Prozent. Für all den Inhalt und die Überarbeitungen lässt sich da schwer meckern. Das klingt alles nach einem besseren Deal, als es damals die HD Edition war. Diesmal erfährt Age of Empires 2 eine Überarbeitung, die diesem Spiel würdig erscheint. Ich freue mich drauf.


Entwickler/Publisher: Forgotten Empires/Microsoft - Erscheint für: PC - Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: 14. November - Gespielte Version: PC


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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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