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Pokémon Schwert und Schild: Nostalgie trifft Moderne

Ich wünschte, mein Pokémon wäre viel größer! ... Oh.

Die Hauptspiele von Pokémon beginnen alle gleich: Ihr wacht in einem niedlich eingerichteten Haus auf, trefft eure liebevolle Mama und macht euch kurz darauf auf den Weg, um ein erfolgreicher Pokétrainer zu werden. Schule oder gar einen Job habt ihr in dieser Welt nicht. Zum Glück! Sonst könntet ihr gar nicht die Welt bereisen und mit einer Tasche voller Pokébälle wilde Abenteuer erleben. Doch zuvor müsst ihr noch zum Professor, um einen Pokéfreund auszuwählen. Und an dieser Stelle startete auch ich in Pokémon Schwert!

Mit dem Sprung vom 3DS auf die Switch hat sich auch einiges in Sachen Grafik getan. Strahlende Farben und toll animierte Pokémon hüpfen vergnügt in Schwert und Schild über den Bildschirm, während die Sonne am Himmel über dem idyllischen Dorf erstrahlt. Die fiktive Anfangsstadt und das ganze Gebiet im neusten Teil sind inspiriert von dem Vereinigten Königreich. Das haben mir die Entwickler Junichi Masuda und Shigeru Ohmori in einem Interview nach der Spiel-Session verraten. Beim Brainstormen haben sie mit ihrem Team überlegt, welches Land am besten zu ihrer Vorstellung des stärksten Pokémon-Spiels aller Zeiten passen würde. Dabei sind sie, aufgrund von bahnbrechenden industriellen Entwicklungen, aber auch durch sportliche Erfolge, auf England kommen. Der englische Landhausstil lässt sich an vielen Ecken erkennen.

Das Pokémon-Center gibt es immer noch - es sieht jetzt nur moderner aus.

Ausgestattet mit meinem ersten Pokémon, Hopplo, habe ich mich auf in die weite Welt gemacht. Sie ist liebevoll gestaltet und steckt voller kleiner Details, die mein Herz höher schlagen lassen. Wenn das Gras durch den Wind wackelt, die Wolken sich bewegen und die Wollys über die Straße laufen, wirkt alles irgendwie lebendig. Nur ein bisschen weniger ausgefranst könnten die Kanten an manchen Stellen sein. Neben verschiedenen Pokémon warten an den Straßenecken wie gewohnt Gören und Rotzlöffel auf den neuen Trainer der Stadt.

Leider sind die Charaktere auch in diesem Ableger des Pokémon-Franchises nicht vertont. Das finde ich wirklich schade, denn so kommt vor allen in den Auseinandersetzungen vor den Kämpfen und während der toll inszenierten Zwischensequenzen etwas Ernüchterung auf. Darauf angesprochen, erklären die Entwickler, dass sie das Spiel zeitgleich in 9 Sprachen herausbringen und die fehlende Synchronisation als eine Chance gesehen werden soll, die eigene Kreativität einzusetzen. Mit einer Stimme würden man den Charakteren eine feste Persönlichkeit zuschreiben, was man vermeiden wollte.

Ein schwarz-weißes Zigzachs? In der Galar-Region sehen viele bekannte Pokémon ganz anders aus.

Die ersten Gegner aus dem Hohen Gras waren keine Herausforderung für mein kickboxendes Taschenmonster. Da ich die alten Spiele kenne, waren auch die Kampfmechanik und das Wissen über Pokétypen für mich nichts Neues. Allzu große Erklärungen und langwierige Tutorial-Sequenzen hat mir das Spiel erspart, indem es zuvor nach meinem Wissensstand fragte. Super, so konnte ich schneller loslegen und anderen Hasen die Ohren langziehen.

Die wohl größte Neuerung im Pokémon-Universum sind die Dynamax-Kämpfe. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn wenn ein Taschenmonster die Dynamax-Form annimmt, ist es kaum zu übersehen. Ein kleines Hopplo wächst dabei viele Meter in die Höhe und bringt die Arena zum Beben. In dieser Form sind Pokémon nicht nur deutlich stärker - sie verfügen zudem über ein verändertes Moveset. Der ganze Spaß hält allerdings nur für drei Runden, danach schrumpft das gewählte Pokémon wieder auf seine Originalgröße und der Kampf geht weiter wie zuvor.

Zuckerschock hoch 10! Die Pokémon und Charaktere sind wirklich zuckersüß.

Für mich fühlt es sich so an, als habe man mit Dynamax nach einer Methode gesucht, um dem Spiel eine spektakulärere Note zu verleihen. Die Welt ist schnelllebig und immer muss etwas Neues her, das noch besser, größer und faszinierender ist als das davor. Ungefähr so fühlt sich Dynamax für mich an. Als ich die Entwickler darauf ansprach, bestätigte ihre Aussage meine Gedanken zumindest zum Teil. Man wolle die Dinge frisch und anders gestalten, etwas Neues sollte her. Deshalb sind die Dynamax-Verwandlungen in den Augen von Ohmori auch aus strategischer Sicht interessant und unverbraucht: "Es spielt keine Rolle wie stark der Gegner ist - wenn du die richtige Strategie hast, kannst du trotzdem gewinnen."

Während meiner Anspiel-Session bin ich nach gut eineinhalb Stunden in die Naturzone gekommen. Das ist ein neuer Bereich im Spiel, der einige Freizeitaktivtäten erlaubt. In einem selbst aufgeschlagenen Camp können die eigenen Pokémon herumtollen und gemeinsam mit dem Trainer spielen. Pokémon gibt euch hier die Möglichkeit, die gefangenen Taschenmonster näher kennenzulernen. Im eigenen Kochbuch, dem CurryDex, werden Rezepte aus dem ganzen Land gesammelt und im Camp nachgekocht. Das fertige Gericht verspeisen Pokémon und Trainer dann gemeinsam. Hier könnt ihr euch auch mit anderen Trainern treffen und zusammen den Kochlöffel schwingen. Seid ihr gut genährt, stehen die Voraussetzungen für einen Dynamax-Raid gut.

Dynamax-Raids stellen euch vor große Herausforderungen.

Raids kennen Pokémon GO-Spieler aus der Smartphone-App sicher gut: An einigen PokéStops finden von Zeit zu Zeit Raids statt, bei denen die Trainer (am besten in Gruppen) gegen ein besonders starkes Pokémon kämpfen können. Besiegen sie den außergewöhnlichen Gegner, winken begehrte Belohnungen. So ähnlich läuft es in Pokémon Schwert & Schild auch ab. In der Naturzone sind bereits von Weitem große Lichtsäulen zu erkennen. Betretet ihr die Arena beim Ursprung des Lichts, steht euch ein Pokémon in dauerhaftem Dynamax-Zustand gegenüber. Als ich mein Glück versuchte und mit Pokémon von Level 8-10 antrat, musste ich meine Niederlage ziemlich schnell einsehen. Den Entwicklern entlockte ich mit der Geschichte über mein Scheitern ein amüsiertes Lachen. Sie erklärten mir, dass man es gern allein versuchen könne, aber solche Dynamax-Raids sind, wie auch in Pokémon GO, für den gemeinsamen Kampf mit Freunden gedacht.

Anders als meine Vermutung wurde das Dynamax-Feature nicht nur für die jüngere Generation und Pokémon-Neulinge eingeführt. Die Dynamax-Form soll auch alten Hasen (und damit meine ich nicht Schlapor) das aufregende Gefühl vermitteln, hier etwas Unverbrauchtes zu spielen. Das allein reicht in meinen Augen nicht unbedingt aus. Allerdings gehören die Dynamax-Kämpfe zu einer Reihe an Neuerungen, die zusammen frischen Wind in das Franchise bringen und sich wie eine erfrischende Ergänzung zum klassischen Pokémon-Spiel anfühlen.

Hi Onix! Lust auf einen Kampf?

Ein Videospiel zu entwickeln, ist sicher beides: Großer Spaß und eine Menge Arbeit. Sicherlich gibt es wie überall Höhen und Tiefen, die Entwickler gleichermaßen motiviert durchlaufen müssen. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass kleinere Bugs oft mit einem lachenden Auge betrachtet werden. Ich habe mich (und die beiden anwesenden Entwickler) dabei gefragt: Wenn man umgeben ist von putzigen Taschenmonstern und ein weiteres Spiel einer so großen Reihe entwickelt, was macht dabei eigentlich am meisten Spaß? Für Masuda sind es die ersten Schritte, noch bevor es wirklich ernst wird. Ihm gefällt es darüber nachzudenken, welche Art Spiel sie erschaffen wollen und in welche Richtung es sich entwickeln soll. Ihm sagt der kreative Prozess am meisten zu, noch bevor die ersten ernsten Schwierigkeiten auftreten und der anstrengende Teil beginnt. "Für mich ist es das Gegenteil", lachte Ohmori, als er die Antwort seines Kollegen hört. Ohmori empfindet das Zusammenbauen der einzelnen Teile zu einem Ganzen als besten Part der Entwicklung.

Über die Ideenfindung für ein neues Pokémon-Spiel ist Game Freak mittlerweile weit hinaus. Auch ein erstes Zusammensetzen der einzelnen Teile ist längst geschehen. Jetzt gibt es hoffentlich noch jemanden, der bei dem Feinschliff mindestens genauso motiviert ist wie Junichi Masuda und Shigeru Ohmori, damit sich Liebhaber der Taschenmonster auf ein Spiel freuen können, das der neuen Generation würdig ist. Bisher macht das Spiel einen guten Eindruck - für mich haben sie den Charme der letzten Jahrzehnte in die neue Generation gehoben.


Entwickler/Publisher: Game Freak/Nintendo Erscheint für: Nintendo Switch - Geplante Veröffentlichung: 15. November

In diesem artikel

Pokémon Schwert und Schild

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Über den Autor
Franziska Behner Avatar

Franziska Behner

Freie Redakteurin

Die begeisterungsfähige Düsseldorferin hält sich eigentlich nur von Pixelspielen und Star Wars fern. Findet, dass in jedem Game Hasen(ohren) vorkommen sollten. Mit Kuchen und einem PS4-Controller in den Händen fast immer glücklich.
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