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World of Warcraft Classic - Wartest du noch oder levelst du schon?

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Da ich aus gegebenen Anlass gerade ein paar Minuten Zeit übrig habe (siehe Bild) nutze ich die Gunst der Stunde einfach mal, um mir ein paar Gedanken zu WoW Classic - dem wiederbelebten Vanilla - zu machen. Seit 15 Jahren mache ich mittlerweile Azeroth unsicher und hab' dabei so einiges erlebt, Freunde und Bekannte gefunden und bin zu meinem Job gekommen.

Ja, es ist eindeutig Classic. Vor 15 Jahren kam jedoch erschwerend hinzu, dass die Server zwischendurch auch mal kurz weg waren und die 2 Stunden, in denen man sich von Platz 6.821 auf 3.710 vorangekämpft hatte, für die Katz waren.

Als Urgestein kann ich mich gut an die Vanilla-Zeit erinnern... 93 Stunden andauernde Schlachten im Alterac Valley Battleground (natürlich ohne einen Sieger), stundenlang in Gruppen Desolace und Feralas nach Rexxar durchkämmen, täglich vier Stunden Raidmats im Teufelswald farmen, Disconnetcs im Minutentakt während man in 40er Raids kämpft (teilweise fehlte der halbe Raid bei einem Boss), sechs bis zehn Stunden mit 5 bis 15 Mann durch einen Dungeon kämpfen oder sich durch ein Dutzend Alli-Raids "durchsterben", um vom Flugpunkt in Kargath zum Blackrock mit den Raid-Inis zu kommen.

Ja, es war eine schöne Zeit und ich möchte sie nicht missen. Noch mal erleben wollte ich sie aber auch nicht unbedingt. Wieso? Damals war noch alles "neu". Man war ein Gimp unter Millionen von anderen Noobs, die allesamt völlig planlos durch die riesige Welt steuerten und jeden Stein umdrehen mussten. Zu Beginn waren noch keine Add-ons geschrieben, die einem (nicht so wie heute) sagen, wo welcher Mob zu finden ist oder wo man Quests annehmen oder abgeben kann. Datenbanken oder Bossguides? Thottbot war erst viel später halbwegs brauchbar und Guides gab es nur in miserablen englischen Foren, die man erst einmal finden musste. Streamer? Es gab keine Leitung, die das mitgemacht hätte und bezahlbar war! Es gab einfach Nichts und das mussten wir auch noch teilen.

Man musste alles selbst herausfinden und das sorgte dafür, dass die Community richtig aufblühte. Sich mit anderen unterhalten, Fragen stellen und beantworten, anderen Spielern beim Questen helfen oder sich selbst anschließend, Leute für Gruppen finden und so weiter war unumgänglich. Man lernte das Spiel zusammen mit anderen Spielern kennen. Es gab damals einfach nichts Vergleichbares und daher war es aufregend. Etwa so musste sich Columbus bei der Entdeckung der Neuen Welt gefühlt haben.

Unendliche Weiten. In Classic vermittelt WoW wie schon in Vanilla, wie gigantisch Azeroth ist. Ach ja, hat wer nen Raptor gesehen? Brauche noch 8 Zähne...

Wenn damals alles so toll war, wieso reizt es mich dann nicht mehr so sehr? Nun, zunächst einmal hat Blizzard in den eineinhalb Dekaden unzählige Quality of Life Changes vorgenommen. Nicht alle sind wirkliche Verbesserungen, doch ohne den Großteil davon könnte ich einfach nicht mehr die Geduld für das Spiel aufbringen. Heute stöhne ich schon, wenn der Mob nicht nach zwei Minuten respawnt, vor 15 Jahren war teilweise stunden- und tagelanges Spawnpunkt-Campen für einen Rare-Mob angesagt - der natürlich in der 5-minütigen Pinkelpause von anderen Spielern weggehauen wurde.

Auf der anderen Seite war der Start in Vanilla extrem hart und ist es auch jetzt in WoW Classic. Es hat schon mehr etwas von einem Survival-Game, denn jede Schlange, jedes Wildschwein, jeder Wolf ist eine potenzielle Todesgefahr. Man hat nicht mal Lumpen an, keinen Kupferling in der Tasche, muss die gefühlten 1.000 Kilometer zwischen jedem NPC, Ort und Mob im Schneckentempo zu Fuß zurücklegen und gerät dabei nicht selten erneut unter die Räder einer Patrouille oder "plötzlichem Respawn"... und dann läuft man wieder 10 min zu seinem Leichnam (ja, das fliegen vermisse ich am meisten).

Autowalk ist dein Freund, wenn man vom "nächstgelegenen" Geistheiler 11 Minuten zum Leichnam braucht.

Natürlich komme ich trotz meiner Bedenken nicht um Classic herum. Nein, nicht nur wegen des Jobs, sondern auch wegen all den Weggefährten und Raid-Kumpels, die WoW im Laufe der Zeit an den Nagel gehängt haben und jetzt wegen der "glorreichen Zeit"-Nostalgie wieder aus ihren Löchern gekrochen kommen. Um dem ständigen "Wie? Du spielst nicht Classic?" zu entkommen, hab' ich also Classic auf die Platte gebügelt und stelle mich - wie tausend andere - in der ellenlangen Warteschlange an. Damit bin ich erst einmal am Ende angelangt, hab es nämlich auf Platz 97 geschafft. Genaueres zu Classic gibt es dann nächste Woche, sofern die Warteliste mitspielt. Man sieht sich in Azeroth.

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World of Warcraft Classic

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Markus Hensel Avatar

Markus Hensel

Redakteur

Seit 2011 bei Eurogamer.de dabei. Zockt alles aus dem Hause Blizzard, insbesondere D3, Overwatch, Starcraft 2 und WoW-Raids (auch nach 10 Jahren noch). Hört Rock und Metal, hat einen Drachen-Fetisch, kann mit Fußball nichts anfangen, ist stolzer Besitzer eines Monstergrills und mag Kuchen und Kekse (viel zu sehr).

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